Sündenbock-System  
Altes Testament
 
   

Vom Sündenbock spricht man heute, wenn man  eine Person meint, die für die Schuld anderer büßen muss. Opfer kann dabei heute jeder werden, wenn sich alle anderen auf diesen „Schuldigen“ einigen. Oft sind es die Schwachen oder Sonderlinge, gegen die sich dann alle richten.
Damals war es ein Ritual, das vom Volk Israel vollzogen wurde, um eigene Schuld zu tilgen und Versöhnung  oder Entsühnung zu erlangen. (Lev.16, 1-34) Durch Handauflegung wurden symbolisch alle Sünden des Volkes auf einen Ziegenbock geladen. Dieser wurde dann aus der Mitte des Volkes verbannt und in die Wüste gejagt, wo er umkam.
Aufbrechende Aggressionen und Rivalitäten, die den Frieden der Gemeinschaft bedrohten, wurden auf ein Opfer gelenkt. Man verdrängte die eigene Schuld, in dem man sie einem anderen, dem Ziegenbock, auflud, um dadurch mit sich selbst und innerhalb der Gemeinschaft „ins Reine zu kommen“. Alle konnten sich dadurch von Angst und Schuld befreit fühlen und zu einer neuen sozialen Ordnung finden.Dieses Sündenbock-System war damit  friedensstiftend. Die Wahrheit kam dadurch aber nicht ans Licht, wodurch der Frieden oft nicht von langer Dauer war. Ein Zusammenhang zwischen kollektiver Schuld, Gewalt und dem Sündenbock-Ritus wird auch bei der Steinigung deutlich.
Vor allem durch Jesus wird klar, dass die Menschen bei diesen Strafen nicht den Willen Gottes erfüllen, sondern vielmehr eigene Schuld verdrängen und gewalttätig gegen andere werden (Joh. 8,1-11).